Gewinnung von Auszubildenden aus dem Ausland: Thüringen berichtet aus der Praxis

26.08.2019 - Die Ausbildung von jungen Menschen ist ein wichtiger Baustein bei der Fachkräftesicherung im Unternehmen. Die Folgen des demografischen Wandels sind auch auf dem deutschen Ausbildungsmarkt erkennbar, so müssen Wirtschaftsakteure neue Wege der Fachkräftegewinnung gehen. In Thüringen zum Beispiel, konnten bereits im Rahmen eines Förderprogramms viele Auszubildende aus Vietnam für thüringer Unternehmer gewonnen werden. Frau Kirstin v. Graefe aus der Thüringer Agentur Für Fachkräftegewinnung (ThAFF) in der Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen mbH (E-Mail: kirstin.graefe@leg-thueringen.de) berichtet über diese Fachkräfteinitiative.

1. Warum haben Sie sich bei der Suche nach Auszubildenden für das Land Vietnam entschieden und mit welchen Partnern wird das Programm durchgeführt?

Zwischen Vietnam und Thüringen bestehen seit Jahrzehnten enge und gewachsene Kooperationen in der Ausbildung und Beschäftigung. Unternehmen und Kunden in Thüringen arbeiten daher sehr gern mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus Vietnam. Die Initiative, mögliche Auszubildende in Vietnam anzusprechen, ging von Unternehmen in Südthüringen aus. Sie gingen neue Wege und setzten kreativ Ideen um. Schnell schufen die Handwerkskammer und die Handelskammer Südthüringen eine erfolgreiche Kooperation. Dabei konnten die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen und deren Auslandsrepräsentantin in Vietnam zur Mitarbeit gewonnen werden. So bewegten alle gemeinsam viel und das von Jahr zu Jahr stetig erfolgreicher.

2. Welche Voraussetzungen müssen angehende Auszubildende aus Vietnam mitbringen und welche Ausbildungen absolvieren sie zurzeit?

Sprachbegabung, Mut und Zuversicht zum Leben in ganz anderem Umfeld zeichnet die Auszubildenden aus. In Vietnam lernen sie innerhalb eines Jahres Deutsch bis zu dem anspruchsvollen Niveau B 2, erfahren viel über die künftige Ausbildungs- und Lebenswelt und knüpfen Kontakte zu interessierten Ausbildungsbetrieben in Südthüringen. Sie beenden den Sprachkurs mit der Prüfung beim Goethe-Institut und entscheiden dann, wo sie ihre Ausbildung absolvieren möchten. Sie sind in den verschiedensten Berufen tätig, insbesondere in den Bereichen Bauhandwerk, Kraftfahrzeugtechnikerhandwerk, Nahrungsmittelhandwerk, Metallhandwerk, Elektro- und Gebäudetechnik sowie Hotel- und Gaststättengewerbe.

3. Wie erfolgreich ist das Programm bisher und welche Herausforderungen wurden bisher gemeistert?

Das Pilotprojekt läuft bereits im dritten Jahr erfolgreich mit beständig steigender Zahl von Auszubildenden. Die Organisation der Antrags- und Visaverfahren ist zwar eine Herausforderung; wird aber in der Regel gut gemeistert. Mitentscheidend für eine gelungene Ausbildung ist die gesamtheitliche Integration in Thüringen – das heißt in erster Linie, gut in Deutschland anzukommen. Die Auszubildenden werden dabei durch die Unternehmen, Kolleginnen und Kollegen, Partner vor Ort und Projekte, die sozialpädagogisch betreuen, unterstützt. Alle lernen beständig voneinander und miteinander. In vielen Unternehmen sind inzwischen schon Auszubildende in verschiedenen Lehrjahren, die die Neuzugewanderten unterstützen können.

4. Wird das Programm in Zukunft fortgeführt?

Das erfolgreiche Projekt wird nach der Pilotphase in Südthüringen ab August 2019 in eine Förderung durch das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft überführt.

Diese Fortführung trifft das Interesse vieler Unternehmen im gesamten Freistaat Thüringen, die internationale Jugendliche für ihre Ausbildungen begeistern möchten. Aufgrund seines enormen Bedarfs an Fachkräften mit Berufsausbildung, kann das Land Thüringen schon fast jedem Azubi eine Jobgarantie geben.


Weitere Informationen zum Programm zur Gewinnung ausländischer Auszubildender sowie weiteren Projekten mit anderen Ländern, erhalten Sie von der Thüringer Agentur für Fachkräftegewinnung (ThAFF), dem Landes-Welcome Center (www.thaff-thueringen.de).

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