Beratung internationaler Studierender zu Karriereperspektiven in Deutschland

Stand: 15.03.2023

An vielen deutschen Hochschulen werden internationale Studierende bei den ersten Schritten in den Arbeitsmarkt beraten, zum Beispiel an der Uni Leipzig. Dort entstand 2010 ein Career Service als Projekt, welches seit Oktober 2016 einen speziellen Fokus auf internationale Studierende hat. Was genau macht der Career Service for Internationals an der Uni Leipzig? Darüber haben wir uns mit Frau Susanne Benko, Mitarbeiterin in der Servicestelle, kurz unterhalten.

Der Career Service for Internationals an der Uni Leipzig berät internationale Studierende während ihrer akademischen Bildung in Leipzig zu ihren beruflichen Perspektiven. Welche Angebote stehen dafür zur Verfügung? Welche sind bei den Studierenden beliebt?

Wir bieten unseren Studierenden, Absolventinnen und Absolventen (bis zwei Jahre nach Abschluss) sowohl individuelle Beratungen als auch Qualifizierungsangebote an. Das Letztere sind Workshops, zum Beispiel zum Thema Vorstellungsgespräch, Arbeitsvertrag, Projektmanagement, aber auch Veranstaltungen mit internationalen Alumni-Gästen, die aus ihren eigenen Erfahrungen berichten und Tipps geben, wie der Weg zum ersten Job nach dem Abschluss gelingen kann, aber auch welche Hürden auftauchen können. Darüber hinaus öffnen wir gerade unser Mentoringprogramm für den Berufseinstieg für mehr internationale Studierende, indem wir das Rahmenprogramm zweisprachig anbieten. Auch hier profitieren wir von unseren erfahrenen Alumni, die ihrer Alma Mater und den aktuellen Studierenden sehr gern etwas zurück geben.

Besonders nachgefragt sind die individuellen Beratungsangebote, weil sich die Studierenden hier aus meiner Sicht besonders gesehen und wertgeschätzt fühlen.

Welche spezifischen Bedarfe und Problemstellungen der Zielgruppe zeigen sich in der Beratungspraxis?

Es gibt nicht den internationalen Studenten oder die internationale Studentin, dafür ist die Zielgruppe zu heterogen. Jedoch zeigt sich generell, dass internationale Studierende häufig noch nicht über ein Netzwerk in Deutschland verfügen und sich unsicher sind, was sie deutschen Arbeitgebern bieten können. Sie kennen oft nicht die Besonderheiten der Bewerbungsprozesse in Deutschland und des deutschen Arbeitsmarkts. Die gesetzlichen Regelungen für internationale Absolventinnen und Absolventen sind im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern sehr günstig, trotzdem zeigen sich auch hier oft Unsicherheiten über den Weg zu einer regulären Arbeitsgenehmigung. Zuletzt spielen auch immer wieder unzureichende deutsche Sprachkenntnisse eine Rolle.

Eine Gruppe internationaler Menschen prüft Dokumente
© iStock.com/Inside Creative House

Mit welchen anderen Organisationen oder Unternehmen arbeiten Sie zusammen? Wie gut ist der Career Service in der Region vernetzt?

Die Vernetzung mit regionalen Unternehmen spielt bei uns im Career Service natürlich eine wichtige Rolle. Wir organisieren Veranstaltungsformate mit Unternehmen und bieten auch sehr niederschwellig ein Jobportal an, um Studierende und potenzielle Arbeitgeber zusammenzubringen bzw. Einblicke in die Praxis für unsere Studierenden zu ermöglichen.

Über universitätsinterne Kooperationen hinaus, sind für uns das Studentenwerk Leipzig, die Stadt Leipzig, das IQ-Netzwerk, das Career Service Netzwerk Sachsen, sowie Leipzig Glocal (ein privates Webmagazin für Leipzigs internationale Bevölkerung) sehr wichtige Kooperationspartner. In Leipzig sind wir in der glücklichen Lage, dass die Stadt Leipzig eine Arbeitsgemeinschaft organisiert, die alle Akteure rund um das Thema „Ausbildung und Arbeit“ für migrantische Zielgruppen monatlich zusammenbringt, inklusive Agentur für Arbeit und Ausländerbehörde.

Können Sie uns etwas über den tatsächlichen Verbleib der Studierenden nach ihrem Abschluss erzählen?

Leider gibt es dafür keine statistischen Erhebungen hier speziell an der Uni Leipzig. Ich persönlich bin über soziale Netzwerke mit vielen internationalen Studierenden auch nach ihrem Abschluss noch „verbunden“ und schätze, dass ca. 80 Prozent der Personen, die wir aus der Career Service Arbeit kennen, zumindest zunächst in Deutschland bleiben. Auffällig ist aus meiner Perspektive, dass viele die Region verlassen, weil sie anderswo (schneller) eine Stelle finden, obwohl sie Leipzig sehr schätzen und gerne hier bleiben würden.

Welche Herausforderungen hat der Career Service in seiner Arbeitsweise bisher bewältigt?

Der Career Service wurde aufgebaut im Rahmen eines ESF (Europäische Sozialfonds) Projekts. Der Übergang in eine Verstetigung war nicht leicht, hat uns aber sehr gefreut und ist zumindest in Sachsen keine Selbstverständlichkeit. Eine weitere Herausforderung, die wir immer wieder meistern müssen: Der Spagat zwischen den Wünschen und der Bedarfe unserer Studierenden einerseits und den Wünschen der Unternehmen andererseits. Darüber hinaus gab und gibt es wiederkehrend Budgetfragen, die uns herausfordern. Zuletzt müssen wir unsere Sichtbarkeit für die Studierenden stetig im Fokus behalten, da wir es mit einer Zielgruppe zu tun haben, die sich immer wieder verändert und erneuert.

Vielen Dank für das Gespräch!

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